Unerwünschte Fasern: Mikroplastik aus Textilien

Unerwünschte Fasern: Mikroplastik aus Textilien

Durchs Wäschewaschen gelangt viel Mikroplastik aus Sport- und Outdoor-Textilien in den Wasserkreislauf. Man kann aber bereits bei der Produktion gegensteuern, und auch Konsumentinnen können etwas tun. Fast jeder hat Outdoor- oder Sportklamotten im Schrank – sie sind bequem, vielseitig einsetzbar und meist pflegeleicht. Bei der Wäsche von Textilien aus Kunststoffen oder Kunststoff-Gemischen gelangt allerdings Mikroplastik in den Wasserkreislauf. Verlässliche Zahlen dazu gibt es nicht, aber seriöse Schätzungen: Etwa 20 bis 35 Prozent des gesamten Mikroplastikmülls stammen aus Textilien. Dieser tritt meist in Form von Fasern auf. Sie können besonders schädlich sein, denn Fasern verursachen unter anderem Verstrickungen im Verdauungstrakt von Tieren. Wie kann diese Umweltbelastung verringert werden? Mit dieser Frage hat sich das Projekt TextileMission im Verbund „Plastik in der Umwelt“ befasst.

Das Projektteam nahm sich des Problems aus unterschiedlichen Perspektiven an. Ein wichtiges Ziel war herauszufinden, wieviel Mikroplastik bei der typischen Haushaltswäsche überhaupt ins Abwasser eingetragen wird: Es sind bis zu insgesamt 300 Milligramm (mg) pro Kilogramm Textilien in der ersten Wäsche, über 10 Wäschen können bis zu 1000 mg emittiert werden, die zu 99 Prozent aus Polyester bestehen. Interessant sind folgende Detailbefunde: 40 bis 60 Prozent des Mikroplastiks werden bei der ersten Wäsche ausgetragen. Dies liegt vor allem daran, dass sich in Neuware Produktionsrückstände finden, die etwa durch die abrasive Wirkung der Stricknadeln entstehen, außerdem können die Waren durch den Transport verunreinigt sein. Jedes Textil wurde im Versuch mindestens 10-mal gewaschen, einige Teile wurden auch Trageversuchen und bis zu 30 Pflegezyklen unterzogen, um eine möglichst lebensnahe Abnutzung zu simulieren.

Ein wichtiger Parameter für den Mikroplastik-Austrag war die Beladung der Maschine. Im ersten Waschgang war er doppelt so hoch, wenn 1,5 statt 3,5 Kilogramm Wäsche gewaschen wurden. Der Grund: Je geringer die Beladung, umso stärker die mechanische Beanspruchung der Textilien. Wer seine Maschine also gut füllt, schont Portmonee und Umwelt gleichzeitig.

Kläranlagen werden mit dem Großteil dieser Mikroplastik-Fasern fertig. Über 90 Prozent werden in Deutschland herausgefiltert, wie das TextileMission-Team ermittelt hat. Das funktioniert natürlich nur, wenn das Abwasser aus dem Haushalt auch in der Kläranlage ankommt. Insgesamt gelangen in die Kläranlagen in Deutschland nach Projektschätzungen jährlich zwischen 42 und 979 Tonnen PET aus der Haushaltswäsche – ein enorm hohes Aufkommen. Unter Berücksichtigung des Rückhalts in den Kläranlagen werden immer noch 2 bis 47 Tonnen Mikroplastik in die Natur ausgetragen. Abhilfe schaffen könnten eine optimierte Produktion mit einer nachgelagerten Reinigung. Dabei müsste allerdings sichergestellt werden, dass das Mikroplastik vollständig aus dem Prozesswasser herausgefiltert und einwandfrei entsorgt wird. Hier sind die Hersteller und die global produzierenden Labels in der Verantwortung.

Ein weiteres TextileMission-Team beschäftigte sich mit der Frage, welche alternativen Fasern die Umweltbilanz von Sport- und Outdoor-Textilien verbessern und gleichzeitig die Mikroplastik-Problematik verringern können. Die Forschenden analysierten, ob recyceltes PET und Celluloseregeneratfasern (Viskose, Modal, Lyocell) hinsichtlich Rohstoffgewinnung, Herstellung und Entsorgung Potenzial als nachhaltigere Alternative zu Neupolyester haben. Die Antwort lautet ja – allerdings in Abhängigkeit von spezifischen Bedingungen wie Anbau- und Produktionsstandort, Betriebsweise, Energiemix und Abfallmanagement. Recyceltes Polyester kann im Vergleich zu Neupolyester Nachhaltigkeitsvorteile bei der Produktion haben, trägt aber ebenfalls zur Mikroplastikproblematik bei. Celluloseregeneratfasern werden aus natürlich vorkommenden, nachwachsenden Rohstoffen erzeugt, die Herstellung erfordert allerdings chemische Prozesse. Sie sind unter spezifischen Umweltbedingungen biologisch abbaubar und bieten dadurch die Möglichkeit, Mikroplastik-Emissionen in die Umwelt zu reduzieren. Eine weitere Idee für zukünftige Outdoor-Stoffe: Textilien zu entwickeln, die weniger Mikroplastik emittieren und auch weniger Additive enthalten, etwa Farbstoffe.

Auch mit der Frage, wie Konsumentinnen zu einem geringeren textilen Mikroplastikeintrag in die Umwelt beitragen können, haben sich die Wissenschaftlerinnen befasst. Ihre Empfehlungen: keine Fast Fashion, langlebigere und weniger Textilien kaufen, auch mal gebrauchte Kleidung kaufen. Und darauf achten, dass kein textiler Müll in die Umwelt gelangt, etwa indem aussortierte Kleidungsstücke an soziale Kleiderkammern, Second-Hand-Läden oder nachweislich gemeinnützige Altkleider-Containern gegeben werden.

Die hier beschriebenen Ergebnisse wurden bei einem Webinar von „Plastik in der Umwelt“ am 26.8.2021 vorgestellt. Mehr Informationen dazu, alle Präsentationen und weiterführende Links unter https://bmbf-plastik.de/de/veranstaltung/webinar-4-Plastikemissionen-in-der-Textilindustrie.

*Foto: Lena Aebli, Ecologic Institut

**Text von Wiebke Peters

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